München (ddp-bay). Angesichts der nach seiner Ansicht
«erschreckenden Situation» von Jugendlichen auf dem Ausbildungsmarkt
hat FC-Bayern-Manager Uli Hoeneß einen Brandbrief an
Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) geschickt. Er sei nach einem
Besuch in einem Münchner Berufsschulzentrum «nicht nur betroffen,
sondern erschüttert», schrieb Hoeneß seinem Duzfreund Stoiber. Von
den 500 Schülern dort hätten nur 220 einen Ausbildungsplatz.
Der Fußballmanager, der auch der von Stoiber eingesetzten
Expertenkommission «Zukunft Bayern 2020» angehört, kritisierte in dem
Schreiben, das von der «Süddeutschen Zeitung» (Freitagausgabe)
veröffentlicht wurde: «Wir bieten unseren Jugendlichen zu wenig
Chancen, einen Beruf zu erlernen und dadurch auf einem entsprechenden
ScheißPlatz in unserer Gesellschaft zu landen.»
Hoeneß appellierte an Stoiber, «mit allen Mitteln, die dem
Ministerpräsidenten des Freistaats zur Verfügung stehen, das Thema
Ausbildung zu forcieren». Politik und Wirtschaft dürften nicht
zulassen, dass «einem großen Teil der jungen Generation die Illusion
von einem funktionierenden Gemeinwesen genommen wird», schrieb
Hoeneß, der neben seinem Posten beim FC Bayern auch noch eine
Wurstfabrik besitzt. Der Verein werde im nächsten Jahr einen Lehrling
der betroffenen Schule einstellen, um ein Zeichen zu setzen, dass ihm
«solche gesellschaftspolitische Themen nicht wurst sind».
(ddp)