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Vor 65 Jahren

Buddy Holly geboren

Er stammte aus einer gläubigen texanischen Baptistenfamilie, war in bescheidenen Verhältnissen groß geworden und sollte eigentlich einen normalen Beruf ergreifen aber dann wurde er in den 50er Jahren einer der großen Stars des Rock´n´Roll. Vor 65 Jahren, am 7. September 1938, wurde Buddy Holly geboren. In einem Lebenslauf für seinen Englischkurs schrieb der 16jährige Highschüler Charles Hardin Holley aus Lubbock, Texas:

Man könnte mein Leben ereignislos nennen, und es gibt, glaube ich, nicht viel Interessantes zu erzählen... Ich habe viele Hobbys. dazu gehören Jagen, Fischen, Lederarbeiten, Lesen, Malen und Western-Musik spielen. Ich habe daran gedacht, aus der Western-Musik eine Karriere zu machen, sofern ich gut genug bin, aber ich werde einfach abwarten müssen, um zu sehen, was dabei rauskommt.

Charles Hardin Holley hatte schlechte Zähne, Mundgeruch und besaß eine Brille mit Drahtgestell. Er war kein appetitlicher Popstar, sondern eigentlich ein hoffnungsloser Fall. Aber er konnte gute Songs schreiben. Und er war verrückt. Und deshalb traf er dann irgendwann diesen einflussreichen Mann, der ihm neue Zähne verpasste, eine vernünftige Hornbrille und einen Collegepullover, ihm Pulver gegen Magenübersäuerung gab, eine Frisur verpasste und ihm beibrachte, wie man lächelt. Und aus Charles Holley - wurde Buddy Holly!

Du schreibst dein Material selbst? - Ja! Ihr kommt aus Lubbock, Texas. Wollt Ihr wieder nach Haus? Ja, klar! Was denkst du über RnR-Musik? Ist das eine Musik, die es nach oben schaffen wird? - Ich denke, sie wird einigermaßen hoch kommen, besonders in den Staaten. Wie lange wird er sich halten? Sechs Monate? Sieben? - Ja, denke schon. Ok, lass uns nach Weihnachten noch mal reden... - Der kann baden gehen, aber ich bleibe bei der Stange...

Buddy Holly war die Alternative zur vollkommenen Rock´n´Roll-Hysterie. Bei Buddy Holly mussten sie sich nicht die Höschen nass machen oder mannhafte Prügeleien anzetteln. Er verzichtete auf das anzügliche Hüftwackeln von Elvis - was bei der schmächtigen Figur auch etwas seltsam ausgesehen hätte...: Buddy Holly kam daher wie der typische amerikanische Jungbuchhalter - und im Vergleich zum Rock´n´Roll seiner Zeit (zu Tutti Frutti) sang Buddy Holly neapolitanische Gassenhauer...

Er war eine Hassfigur für viele Rock´n´Roll-Fans, denn er machte die Musik der toughen männlichen Typen zu einer ironischen Geschichte für Weicheier:

Buddy Holly sang stets von der einen, der einzigen wahren Liebe, die ihn verfolgte, während er sie verfolgte - stets voller Hoffnung, dass er sie eines Tages finden würde: Peggy Sue: Seine Songs waren beinahe wie Fortsetzungsromane: Sie erzählten eine Geschichte - und dabei klang seine Stimme scheu, zurückhaltend, und sein Stimmumfang war nicht besonders groß, aber er war sehr erfinderisch damit. Er schnarrte und näselte, hickste und rülpste seine süßen Melodien, sang mit südstaatlichem Schmelz und Schluckauf-Intonation: Das war absolut neu - und jeder konnte es kopieren: Um so zu singen wie er, brauchte man lediglich intakte Mandeln.

Buddy Holly, der eigentlich keine besondere Stimme hatte und dessen Gitarrenspiel eher an Platzdeckchen-Häkeln erinnerte denn an bretternden Rock´n´Roll, war tatsächlich ein Pionier: Er entwickelte Besetzung für die Standardrockband bis heute: Bass, Schlagzeug, zwei Gitarren: außerdem machte er die Fender Stratocaster - ebenfalls bis heute Standard in der Rockmusik - populär.

Seine unvergesslichsten Auftritte soll er gehabt haben, als er zwei Jahre lang zusammen mit seinem Partner am Schlagzeug als Gitarren-Trommel-Duo im Jugendzentrum von Lubbock, Texas, auftrat. Ja, genau so einer war das, dieser Buddy Holly!

Wo sind die andern? Die rennen irgendwo hier rum. Was habt ihr gemacht die ganze Zeit seit unserm letztem Interview? Was treibt ihr so? Wir haben neue Jobs. Ihr geht wieder auf Tour? Ja, klar. - Ihr seid viel unterwegs, und ihr fliegt viel. Ja, vor ein paar Tagen ist ein Hubschrauber in Cincinatti gecrasht, mit dem wir eigentlich fliegen sollten. Buddy, bei diesen DC3s solltet ihr aufpassen, die sind ziemlich... oh boy! Da müsst Ihr die Sicherheitsgurte bis oben hin zumachen! - Ja, werden wir dran denken, harhar....

Die drei Hoffnungen der amerikanischen Jugend in jenem Jahr, die Big Shots, die die Kids verrückt machten, gingen zusammen auf Tour: Big Bopper und der gerade mal 17jährige Richie Valens, der die Kids mit Texmex-Musik zum Flippen brachte...! Am Abend des 2. Februar ´59 stürzte Buddy Holly zusammen mit seinen Kollegen Big Bopper und Ritchie LaBamba Valens mit einem gecharterten Flugzeug auf dem Weg zu einem Konzert ab. Das Letzte, was der Funker eines nahen Flughafens gehört hatte, war ein dreistimmiges Spiritual: Nearer My God To Thee. Danach wurden die drei Musiker vemutlich bei dem Versuch einer Notlandung aus der Kabine geschleudert.

Ja, hatte der junge Holly mit 16 in seinem Aufsatz geschrieben, das ist mein Leben bis heute, und auch, wenn es schrecklich und voller Trübsal zu sein scheint, stände ich doch schlecht da ohne es.

Es ist nie ganz geklärt worden, ob diese seltsam ruckende Singweise - eher Schluchzen darstellen soll - oder eher comichaft rülpsendes Hicksen, also Ironie: Um derlei Bedeutungsunterschiede gingen nämlich Jahrzehnte lang nach seinem Tod die Debatten zwischen den Holly-Fans . Bisweilen wurden die auch ganz handgreiflich ausgetragen.

Und er musste auch nicht im Alter noch dieses sympathische Image verlieren: Es blieb erhalten, denn immerhin war er erst 22, als ihn das Schicksal dahinraffte.

Aber außer seiner Pionierleistung für die Sentimentalitäten in der harten RocknRoll-Musik - blieb er auch - für lange Zeit noch - wohl der einzige Rockstar, der auf der Bühne eine Brille trug!!!

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